Nachhaltiges Ressourcenmanagement in der Instandhaltung
Dr. Albert Ekkehard Schweizer, Geschäftsführer Dr. Schweizer Consult, und Dipl.-Ing. Frank Lagemann, Vorstandsvorsitzender GreenGate AG, im Interview.
Nachhaltiges Ressourcenmanagement in der Instandhaltung: Die Berliner Beratungsgesellschaft Dr. Schweizer Consult und die GreenGate AG (D/CH), Anbieter von Instandhaltungssoftware, bieten unter dem Markennamen „DIE RESSOURCENMANAGER“ ab sofort ein ganzheitliches Portfolio für die Optimierung von Instandhaltungsabteilungen an. Im Interview äußern sich Dr. Albert Ekkehard Schweizer, Geschäftsführer Dr. Schweizer Consult, und Dipl.-Ing. Frank Lagemann, GreenGate-Vorstand, zu den Hintergründen der neuen Partnerschaft.
Was machen „DIE RESSOURCENMANAGER“?
Dr. Schweizer: Wir prüfen die Instandhaltung unserer Kunden auf Herz und Nieren durch. Auf Basis der Analysen erstellen wir sehr individuelle Konzepte zur Optimierung und setzen sie gemeinsam mit den Kunden um. Wir orientieren uns an einem 6-Schritte-Modell, das in punkto Praxisnähe vor allem deswegen unerreicht ist, weil es auf professionelles Ressourcenmanagement ausgelegt ist.
Bei Ressourcenmanagement handelt es sich klassischerweise um einen Prozess zur Planung und Zuordnung von Ressourcen, um die Effizienz zu maximieren. Mit Blickrichtung Instandhaltung verknüpfen Sie die Begrifflichkeit Ressourcenmanagement explizit mit Nachhaltigkeit. Warum?
Frank Lagemann: Zum einen, weil sich die Herausforderungen gewandelt haben. Zum anderen, weil sie sich faktisch potenziert haben. Energie, Mitarbeitende, Wissen, Zeit, Maschinen und Anlagen, Betriebsmittel, Ersatzteile, Rohstoffe: Jede Position stellt für sich eine inzwischen rare, schützenswerte Ressource dar. Das war nicht immer so. Energiekosten zum Beispiel waren in den letzten 40 Jahren kein wirklich limitierender Faktor. Heute haben sich Unternehmen, auch und gerade ihre Instandhaltungs-Abteilungen, mit Themen wie Flexibilitätsoptionen oder Lastenmanagement auseinanderzusetzen. Ein Beispiel: Wenn Strom oder Prozesswärme gerade günstig und stabil verfügbar sind, sollten auch die Maschinen hochverfügbar sein und laufen bzw. produzieren. Ein Stillstand wegen Störung oder planmäßiger Wartungsarbeiten ist in diesem Szenario ein absolutes No-Go. Ein weiteres, sehr aktuelles Beispiel ist ein wunder Punkt: die Verbindung von Human Resources und Unternehmens-Know-how. Spätestens seit der Pandemie mit hohem Krankenstand, Burnout, Lockdowns und – wie uns berichtet wird – teils atemberaubend hoher Fluktuation ist die Gefahr von Kopf- und Königswissen in den Instandhaltungs-Abteilungen jedem bewusst geworden.
Dr. Schweizer: Diese Beispiele illustrieren die momentan prekäre Lage und signalisieren realen Handlungsbedarf. Uns geht es jetzt darum, definierte Unternehmensziele mit möglichst wenig Ressourcen zu erreichen. Ganz einfach. Dafür braucht es aber ein gründliches Verständnis der Ziele und der verfügbaren Ressourcen. Hier müssen zuallererst also strategische Entscheidungen reifen und getroffen werden.
Sie sprechen explizit ein 6-Schritte-Modell an, nach dem „DIE RESSOURCENMANAGER“ bei der Optimierung von Instandhaltungs-Organisationen vorgehen. Wie sieht dieses im Detail aus?
Dr. Schweizer: Die chronologische Abfolge liest sich in der Regel wie folgt: Erst ermitteln wir die richtige Instandhaltungsstrategie (1) und definieren sie sauber, einfach und für jeden nachvollziehbar. Im zweiten Schritt konzentrieren wir uns auf die Ablauforganisation bzw. die Prozessoptimierung (2). Nach Klärung der Aufbauorganisation und Verantwortlichkeiten (3) gehen wir auf das Personalmanagement (4) über und besetzen dabei die richtigen Positionen mit den richtigen Fachkräften. Stufe fünf ist ebenso wie die Ablauforganisation bzw. Prozessoptimierung aus Stufe zwei GreenGate-Kernkompetenz: die Systemunterstützung und Digitalisierung via IT-gestützte Instandhaltung (5). Punkt sechs ist das Instandhaltungscontrolling (6). Was ich aktiv managen möchte, muss ich transparent machen. Denn die Prämissen lauten: Den Einsatz von Ressourcen muss man sorgsam planen. Ihre Nutzung muss wirtschaftlich sein. Deswegen braucht man für unternehmerisch fundierte Entscheidungen und organisiertes Vorgehen valide Informationen, die bestenfalls sehr schnell zur Hand sind. Das geht ohne IT nicht.
Speziell für die Instandhaltung existiert bereits der so genannte RIH-Check. Worin besteht der Unterschied zum Analyse- und Umsetzungs-Modell der „RESSORCENMANAGER“?
Dr. Schweizer: Beim Reifegrad Instandhaltungs-Check handelt es sich in erster Linie um eine Reifegradanalyse. Damit kann man eine Instandhaltungsorganisation hinsichtlich definierter Handlungsfelder und möglichen Entwicklungspotenzialen bewerten. Das wissen wir durch jahrelange Anwendung des RIH-Check. Das Analyseschema ist im Grunde genau richtig. Was wir jetzt machen: Wir integrieren die Handlungsfelder des RIH-Checks in ein übergeordnetes Modell, das keine prinzipiellen, sondern in der Praxis sofort umsetzbare Handlungsempfehlungen abgibt. Wir zeichnen eine Roadmap mit klarer Zielsetzung, die da lautet: nachhaltiger Umgang mit Ressourcen – aus ökonomischer, aus sozialer und ökologischer Perspektive. Das ist originär neu.
Frank Lagemann: Dass wir bei dieser Mission als Unternehmensberatung und IT-Anbieter eng zusammenarbeiten, jeder aber definierte Aufgabenpakete im 6-Schritte-Modell übernimmt, ist einer einfachen Erkenntnis geschuldet. Auch in Zeiten, in denen reale und virtuelle Workflows bestenfalls nahtlos ineinandergreifen, gilt nach wie vor: „Schuster. Bleib´ bei deinen Leisten.“ Das heißt: Auch wenn wir als Partner das große Ganze im Blick haben, wissen wir doch sehr genau, wo der andere jeweils die analytische und operative Kernkompetenz vorhält.
In Zeiten um sich greifenden Greenwashings muss konkret nachgefragt werden: Was hat Instandhaltung mit nachhaltigem Ressourcenmanagement zu tun?
Frank Lagemann: Nichts ist nachhaltiger als smarte Instandhaltung im 21. Jahrhundert. Mit unserer Unterstützung kommen Unternehmen jahrelang unerkannten Ressourcenfressern auf die Spur, und das erfreulich konkret, das können wir garantieren. Was zum Beispiel vorzeitiger Verschleiß wider die angesetzte Lebensdauer von Komponenten bis ganze Anlagen anrichtet, kann jeder selbst nachvollziehen. Rein reaktive Instandhaltung und „Auf Crash fahren“ anstelle von Wartungen und Inspektionen zum optimalen Zeitpunkt sind sehr, sehr kurz gedacht, kosten bares Geld und belasten die Umwelt über die Maßen. Es gibt keinen einzigen guten Grund, die tatsächliche Lebens- und Nutzungsdauer von Ressourcen nicht optimal auszuschöpfen. Dass reduzierte Betriebskosten und verlängerte Asset-Nutzung grundsätzlich besser sind, ist doch logisch. Auch das kluge Handling von Ersatzteilen bietet schon aus betriebswirtschaftlicher Sicht unfassbare Potenziale. Das hat sich bis dato aber kaum herumgesprochen. Allein im Bereich Lager konnten von uns betreute Unternehmen fünf-, sechs-, sogar siebenstellige Summen einsparen. Wohlgemerkt: in nur einem Jahr.
Können Sie den Benefit näher erläutern? Immerhin werden Instandhaltungsabteilungen immer noch als Kostenverursacher geführt.
Frank Lagemann: Im Grunde genommen machen Unternehmen mit professioneller, IT-gestützter Instandhaltung eine Weniger-ist-mehr-Rechnung auf: Auf der Weniger-Seite stehen geringerer Rohstoffverbrauch und geringere Emissionen, geringere materielle und personelle Ressourcen sowie weniger Arbeitsunfälle. Auf der Plus-Seite finden sich erhöhte Prozess- und Produktqualität, eine höhere Anlagenverfügbarkeit mit entsprechend mehr Durchsatz, eine höhere technische Lebensdauer, eine optimierte Personalverfügbarkeit und natürlich mehr Wirtschaftlichkeit. Mit den Ansätzen des Return on Maintenance und Return on Capital Employed, der Verzinsung aufs eingesetzte Kapital, lässt sich der Wertbeitrag der Instandhaltung sauber nachvollziehen und abbilden.
Wo beginnt denn für Sie Nachhaltigkeit im Unternehmen?
Dr. Schweizer: Faktisch schon mit der Mülltrennung. Oder mit dem Jobticket. Oder mit Hardware, die weit weniger Strom verbraucht als noch vor 10, 15 Jahren. Mit weit weniger Papierverbrauch in der Dokumentation von Assets und Prozessen. Mit der Wallbox für E-Fahrzeuge, die aus eigenen PV-Modulen gespeist wird. Selbst die Reduktion der Wegezeiten von Personal bietet sagenhafte Potenziale. Apropos: Wenn man sich die Ressource Zeit anschaut, sticht bei digital gestützter Instandhaltung immer ein Punkt positiv hervor: Die so genannten Latenzzeiten – die Verzögerungen bei klassisch-analogen Geschäftsprozessen – werden drastisch verkürzt.
Frank Lagemann: Beim nachhaltigen Ressourcenmanagement in der Instandhaltung ist es wie bei Industrie 4.0 oder der Durchdigitalisierung der anderen Geschäftsprozesse: Die meisten Unternehmen sind auch ohne große Absichtserklärungen schon längst mittendrin. Ich bin der Auffassung, dass man sich die einfachen Erfolge – wenig Aufwand, großes Optimierungspotenzial – zuerst schnappen sollte, um die Sache mit der Nachhaltigkeit in der Folge nachhaltig, heißt: stetig, voranzutreiben. Also nicht per Big Bang, sondern immer unter der Prämisse, dass man alle drei wesentlichen Faktoren – das Ökonomische, das Ökologische und das Soziale – langfristig unter einen grünen Hut bekommt. Dabei helfen wir als Ressourcenmanager gern.